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Tagebuch aus der Sonnengärtnerei 2016
24.11.2016
Nach einem sehr dicht ausgefülltem Jahr setze ich wieder die Tagebuchaufzeichnungen fort.
Im letzten Jahr war die Ernte recht gut, so dass
ich anschließend die Bäume auslichten wollte. Ich schaffte das aber erst im
Februar. Einige Besucher sagten: "Wie kannst du denn so die Bäume
massakrieren, du wirst dieses Jahr nichts ernten." Ich meinte, dass dies
schon in Ordnung sei, die Bäume haben ja letztes Jahr gut getragen und können
ruhig mal wieder von innen her austreiben. Ich hatte nur ein paar große
Leitäste stehen gelassen.
Im Mai war von dem Schnitt schon nichts mehr zu sehen. Die Bäume blühten
reichhaltig und brachten dann im Sommer eine Rekordernte von geschätzt 2,5
Tonnen. Trotz des Schnittes waren viele Äpfel klein und ich fuhr z. T. mit
Unterstützung von Freunden so oft in die Mosterei wie noch nie zuvor.
Im Nachhinein ist mir klar, was passiert war, hinterher ist man ja oft schlauer.
Die Bäume trugen zwar 2015 viel Äpfel. Auf Grund der extremen Trockenheit ab
Anfang Juni fiel aber die Hälfte Ende Juli, also zwei Monate zu früh unreif
ab. Für die Bäume war das wie massenhafte Fehlgeburten. Deshalb steckten sie
in den Ästen, die ich ihnen gelassen hatte, erneut alle Kraft in neue Äpfel.
Und trotz Trockenheit und auch dank meiner der Trockenheit und dem Klimawandel
angepassten Kulturführung wurden nahezu alle Äpfel reif. Hier kommt auch
hinzu, dass es dieses Jahr 4 Wochen später trocken wurde und dafür auch 4
Wochen länger trocken blieb, praktisch bis in den November hinein. Die
Niederschlagsmengen waren so gering, dass selbst jetzt noch viele Beete
unterhalb von 10 cm Tiefe trocken sind. Leider war die Idee, die langen
Leitäste stehen zu lassen, nicht so gut. Statt innen zu tragen, wie ich mir das
vorgestellt hatte, blühten die Bäume an den Spitzen und im Herbst brachen
viele Äste unter der Last ab. Trotz des Radikalschnittes komme ich um einen
weiteren Eingriff in den nächsten Wochen nicht herum: Die Bäume müssen jetzt
entlastet werden. Mehr Informationen dazu gebe ich bei den zurzeit wieder
laufenden Baumschnittkursen.
Im Frühling begann ich mit Kräuterführungen. Die wurden überraschend gut angenommen, so dass ich sie das Jahr über jeden Monat fortsetzte. Es gibt ja jeden Monat neue Kultur- und Wildkräuter zu sehen.
In diesem Jahr nahm ich auch wieder an der Brandenburger Landpartie teil. Es war eine schöne Aktion, Familie und NABU-Gruppen unterstützten mich und legten einen eindrucksvollen und von Besuchern umlagerten Informationsstand hin. Bei dieser Gelegenheit bauten mir die Naturschützer ein neues Tor an der Hubertusstraße, denn das alte fiel auseinander. Und ich bekam ein Schild über das neue Tor.
Trotzdem werde ich nächstes Jahr erst mal nicht wieder an der Brandenburger Landpartie teilnehmen. Der Aufwand der Vorbereitung war so groß, dass ich mit meinen notwendigen Gartenarbeiten in den Rückstand geriet, den ich bis heute noch nicht wieder aufgeholt habe. Ich habe die Zeit derart komprimiert, dass ich ab dem Sommer nur noch alle 2 Tage vormittags in der Gärtnerei zum Gießen war und nachmittags bei Kunden in deren Gärten gearbeitet hatte. Ab Oktober konnte ich die Gießabstände vergrößern und war dann aber noch seltener in der Gärtnerei. Die Kundenanfragen, z. T. mit dringenden Hilferufen wurden schon ab August mehr und da sich kurz vor dem Winter auch woanders noch viel Arbeit ansammelt, bin ich noch immer zu selten in der Gärtnerei. Deswegen habe ich einen nicht unerheblichen Teil meiner Äpfel nicht geschafft zu ernten. Alles spitzte sich dann noch mit dem Frost vom 11. bis 14.11. zu. Normalerweise reichten bis Ende November immer Decken über die Apfelkisten, die hielten bis - 5° ab und die Erde wärmt ja auch noch. An dem Wochenende hatten wir aber -9°.
Das wird nächstes Jahr nicht mehr passieren. Ich
werde mir wieder mehr Zeit für die Gärtnerei nehmen. Ich arbeite sehr gern
auch in anderen Gärten. Den Austausch über Gartenthemen mit anderen
Gartenbesitzern finde ich immer wieder spannend und die ökologische
Gartenberatung, die dabei immer mit abfällt, ist mir wichtig. Denn ein gesundes
Ökosystem entsteht und lebt in jedem einzelnen Garten.
Aber ich werde auch wieder mehr für mich arbeiten. Wenn ich in der Gärtnerei
bin, dann will ich an diesen Tagen ganz dort sein und nicht daran denken
müssen, wo ich am Nachmittag noch hin muss. So wird es 2017 auch wieder mehr
Nachmittags- und Abendöffnungszeiten geben. Und es hilft alles nichts: Auch
wenn mir das offenbar schwer fällt, muss ich lernen, zu einigen Anfragen
"Nein" zu sagen, nicht mehr alles anzunehmen.
Seit Anfang November gebe ich wieder Baumschnittkurse. Die optimalste Zeit für den Schnitt der meisten Bäume ist ja der Herbst, auch wenn ich darüber hinaus Bäume und Sträucher von der Sommersonnenwende bis zum Frühlingsanfang schneide. Nur das Frühjahr selbst ist für Gehölzschnitt auf Grund des starken Safttriebes weitgehend tabu. Nur Rosen schneide ich auch im Frühjahr.