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Tagebuch 2008
12. Januar 2008
Normalerweise, hätte ich in dieser Woche begonnen, viel Liegengebliebenes aufzuarbeiten, also Werkzeuge instand setzen, Sägen schärfen, meine Obstbäume beschneiden. Aber es sieht in diesem Winter nicht nach einer Ruhepause aus. Die drei männlichen Generationen meiner Familie haben ein Gewächshaus nach meinen Vorstellungen aufgebaut. Zunächst hatte ich mit meinem Sohn Matthias angefangen, der dafür seine Winterferien geopfert hat. Seit Dienstag war dann auch mein Vater mit dabei. Es war einfach toll, diese Ahnenenergie zu spüren und es war auch ein sehr schönes miteinander arbeiten. Der gärtnerisch unerfahrene Matthias fand im Laufe der Zeit immer besser die Arbeiten, die gerade dran waren. Im Vorbereiten des Baugrundes inklusive Feinplanierung hat er sich als mindestens besser als ich erwiesen. Ich habe jetzt ein gutes Gefühl, ihn ins Arbeitsleben gehen zu lassen. Diese Woche hat uns dreien und der Gärtnerei gut getan.
14. Februar 2008
Die ersten Aussaaten sind im Gewächshaus: Kohlrabi, Salat und Brokkoli.
28. Februar 2008
Diese Woche sind Sellerie und Alpenveilchen dazu gekommen. Die Salatpflänzchen gehen schon auf. Ich will dieses Jahr konsequent nach Mondphasen säen und pflanzen, um herauszufinden, ob die Pflanzen dadurch tatsächlich besser wachsen. So waren in dieser Woche die unter der Erde tragenden Pflanzen dran, wegen des abnehmenden Mondes. Die Alpenveilchen blühen zwar über der Erde, haben aber eine Knolle. In zwei Wochen sollen dann bei wieder zunehmenden Mond Tomaten ausgesät werden.
19.Mai 2008
Nun bin ich wieder Single und frei, allein und selbstbestimmt meine Zeit in der Gärtnerei zu gestalten.
30. Mai 2008
Erstmals wollte ich in diesem Frühjahr mit dem Verkauf von Jungpflanzen beginnen. Wie es so bei Gärtnern ist: Der Druck, den man sich selbst dabei macht ist groß, er war auch bei mir größer als ich es zuerst dachte. Immerhin bringt die Jungpflanzenproduktion bei den meisten Gärtnern das meiste Geld im Jahresumsatz.
Die Sonnengärtnerei streikte bei diesem Druck und ließ mich noch einmal einiges an Lehrgeld zahlen.
Zunächst hatte ich die Intelligenz unseres Gewächshauses unterschätzt und viel zu frühzeitig begonnen zu lüften. Dabei regulierte es bei dem Dachwinkel nach Norden und der Bohlenwand ebenfalls an der Nordseite seine Temperatur wunderbar von selbst, sofern ich es gelassen habe. Leider habe ich zu oft eingegriffen. So waren Tomaten und Selleriesamen über längere Zeit zu kalt gehalten. Bei ausreichender Wässerung führte das zu Fäulnis und damit zu hohen Ausfällen.
Der Porree ist gut gewachsen und verkaufsfertig. Ebenso die Jungfern im Grünen und die von meinem Vater gezogenen Zucchini und sein Salat und Kohlrabi.
Wieder habe ich den Fehler gemacht und mit Exoten wie Zackenschote und Zitronenkatzenminze experimentiert und anschließend die notwenigste Arbeit nicht mehr geschafft. Die Frühbeete werde ich im nächsten Winter umbauen, so dass auch hier die Fenster Gefälle nach Norden haben. Die Aussaaten haben die großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht kaum überstanden. Durch die Menge der Aussaaten, über die ich noch dazu den Überblick verloren habe, hat sich auch der Wasserverbrauch stark erhöht, unnötig stark, wie mir erst im Nachhinein klar wurde. Seit dem 21. Mai fahre ich wieder mit dem Sonnengärtnereianhänger per Fahrrad Wasser durch Petershagen. Der 2006 gebohrte Brunnen bringt mit viel Geduld maximal 25 Liter Wasser pro Tag. Die 2500 Liter Regenwasservorräte sind längst aufgebraucht.
So haben wir als Familie beschlossen, im Sommer einen Kesselbrunnen zu graben.
Außerdem werde ich im nächsten Jahr einen konkreteren Anbauplan erarbeiten, den ich dann auch strikt einhalte. Erst wenn sich dort bewährte Routine eingefunden hat, gebe ich mir wieder Raum für exotische Experimente. Lieber werde ich etwas weniger anbauen, dafür den Pflanzen die Zuwendung geben, die sie brauchen.
Zurzeit warten alle Pflanzen darauf, entweder verkauft oder gepflanzt zu werden. Morgen am 31. Mai wird von der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Berlin-Lichtenberg ein Straßenfest durchgeführt. Dort werde ich mit meinen Pflanzen, Walnüssen und mit der Blumenerde stehen.
Nächste Woche beginnt die heiße Phase der Vorbereitung der Brandenburger Landpartie. Zunächst soll das ganze Gelände gemäht und das Gras zusammengeharkt werden.
Da momentan auch nach 6 Wochen noch kein Regen in Aussicht ist, müssen meine Pflanzen aus Gründen des Wassersparens in ihren Töpfen ausharren.
Gegenwärtig säe ich alles mögliche aus. Die Samen können in der Erde auf Regen warten, Aussaat ist auch bei Trockenheit möglich. Auch wächst auf diesen Beeten das Unkraut nicht so schnell nach.
8. Juni 2008
Das Gras ist bereits eine Woche vor dem Sommerfest gemäht, die Aussaaten sind alle termingerecht in der Erde und warten geduldig auf Regen und die Gärtnerei ist schon fast bereit für den Tag der offenen Tür.
13. Juni 2008
Bis auf zwei Tage Mitte Mai hat es jetzt schon 8 Wochen lang nicht bei uns geregnet. In den nächsten Stunden dieser Nacht soll jetzt der lang ersehnte Regen kommen. Als ich vor zwei Jahren mit dem Aufbau der Sonnengärtnerei begonnen hatte, war ich davon ausgegangen, mit der richtigen Bewirtschaftung durch Queckenbeseitigung, mulchen, Mischkultur und Aufbau einer Humusstruktur eine Verbindung zum Schichtenwasser herzustellen. Ich merke, dass es inzwischen alles anders ist. Seit zwei Wochen klappt der Giersch überall zusammen. Seit einer Woche die Brennesselbestände. Ebenfalls seit einer Woche haben meine Erdbeeren die Verbindung zum Schichtenwasser verloren und müssen jetzt jeden Morgen gegossen werden, wenn sie nicht verdursten sollen. Und das alles, nachdem noch vor zwei Monaten viele Leute im Doppeldorf über Wasser im Keller geklagt haben. Die Versteppung von Brandenburg wird immer deutlicher. Es wird immer fraglicher, wie lange Gartenbau in unserer Region noch wirtschaftlich ist.
Jedenfalls reiche ich mit meinen bisherigen Regenwasservorräten nicht mehr aus. Ich werde eine Möglichkeit zur Beschaffung von Wasser finden.
14. August 2008
Heute habe ich dieses Jahr das letzte Wasser aus der Erde gepumpt. Mein Brunnen zog nach dem letzten halben Liter den Rest des Tages mehr Luft als Wasser. Damit ist der Schichtwasserstand tiefer als 3,7 m unter der Erdoberfläche. Zum Vergleich: 2006 versiegte der Brunnen am 8. Juli und 2007 brachte er das ganze Jahr über Wasser, da regnete es aber auch viel.
Noch ein Vergleich: Ende Mai 2006 lag der Wasserstand beim Bohren des Brunnens bei 3,0 m. Ende Mai 2008 kam nach 2 Litern Wasser schon Luft, demnach war der Wasserstand bei 3,5 m, also 50 cm tiefer als 2006 zur selben Zeit. Und das trotz der vielen Niederschläge und nassen Keller im März 2008. Nach diesem schnelleren Absacken des Schichtenwassers hielt sich der Wasserstand danach 5 Wochen länger als 2 Jahre zuvor. Der Sommer war auch nicht ganz so trocken wie 2006. Gleichzeitig haben die Seen in der Umgebung, insbesondere der Teilungssee, in dessen Einzugsbereich die Sonnengärtnerei liegt, noch mehr Wasser als in den Vorjahren. Der Wasserstand war also nur an einigen Stellen, eben auch in der Gärtnerei so schnell abgesunken.
Da ich noch immer keinen Wasseranschluss habe, will ich zur Total-Mulch-Methode von Kurt Kretschmann übergehen. Dabei brauche ich dann nur noch Wasser für die Jungpflanzenanzucht im Gewächshaus.
16. September 2008
Vor drei Tagen und gestern Nachmittag haben mir ein paar Spitzbuben mit meinen Äpfeln Gewächshausscheiben eingeworfen. Beide Male habe ich die Polizei gerufen. Sie haben alles aufgenommen. Ich habe mich mit den Polizisten verständigt, wie ich mich verhalte, wenn die Täter erneut zuschlagen und ich sie dabei auf frischer Tat ertappe. Die Polizei kommt in diesem Fall dann sehr schnell. In den nächsten Tagen werde ich mich auf die Lauer legen. Mal abgesehen von dem unmittelbaren Glasschaden: Die Nächte sind teilweise schon recht kühl und solche Aktionen können meine Gurkenernte vorzeitig beenden, deshalb werde ich meine Pflanzen davor konsequent schützen.
19. Oktober 2008
Die diesjährige Apfelernte ist geradezu traumhaft. Die Äpfel haben nach anfänglich reichlicher Fäule inzwischen eine sehr gute Qualität und scheinen auch gut lagerfähig zu sein. Von den kleineren Äpfeln habe ich bisher 57 Pakete a 5 Liter Saft aus der Biokelterei Bergschäferei geholt. Und morgen bringe ich erneut Äpfel hin.
Nach den Frühlingspleiten fühlten sich die Pflanzen im Gewächshaus im Sommer recht wohl. Es gab eine gute Gurkenernte. Nur die Tomaten und die Paprika kamen erwartungsgemäß zu spät. Nächstes Jahr werde ich im Frühling auf höhere Nachttemperaturen achten, durch späteres Lüften und früheres Ablüften.
Die Zeit ist auch sonst gerade recht arbeitsreich. Seit Anfang September habe ich mit Äpfel sammeln und sortieren zu tun. Seit diesem Jahr habe ich auch eine kleine Saftpresse. Damit nutze ich die vielen angefaulten Äpfel, die ich regelmäßig ausschneide und so täglich zu frischem Saft verarbeite. In den beiden anderen Jahren habe ich diese Äpfel entweder weggeworfen oder den Ponys gebracht.
Seit kurzem sammle ich wieder Laub in der Umgebung ein. Damit decke ich wieder meine Kartoffeln ab. Die Herbstpflanzung der Kartoffeln hat sich bewährt. Ebenso hat es sich bewährt, kleine Kartoffeln zu legen. Tatsächlich bringen diese im Folgejahr große Kartoffeln hervor. Deshalb und da ich die Kartoffeln nicht mehr anhäufele, bin ich jetzt dazu übergegangen, beim Kartoffeln roden einfach die kleinsten Kartoffeln in der Erde zu lassen. Das widerspricht zwar den Grundsätzen der Frucht- und Kulturfolgen, aber selbst auf den ehemaligen 2006er Kartoffelbeeten kamen auch dieses Jahr in der Mischkultur mit anderen Gemüsepflanzen herrliche Kartoffeln hervor. So spare ich mir die Lager- und erneute Pflanzarbeit.
Bei Freunden auf dem Kesselberg Neuzittau habe ich dieses Jahr eine interessante Form von Hügelbeeten kennen gelernt. Dabei wird als Unterbau Holz und allerlei organisches Material verwendet. Das Holz speichert über Wochen Wasser, so dass die Beete auch während der Trockenheit immer feucht waren. Deshalb und weil ich auch dieses Jahr auf den Komposthaufen die besten Erträge hatte, habe ich im Herbst auch begonnen, Hügelbeete nach dieser Methode anzulegen. Auch dazu verwende ich das Herbstlaub aus der Umgebung. Auf diese Weise komme ich vielleicht nächstes Jahr mit weniger Wasser aus.
Neben diesen zeitaufwändigen Arbeiten stecken wir als Familie schon voll in der Vorbereitung des diesjährigen Erntedankfestes am 31.10.2008. Ich bin überzeugt davon, dass an diesem Tag wie schon in den beiden anderen Jahren wieder schöne Begegnungen stattfinden und gute Kontakte geknüpft werden.
28. November 2008
Genau 4 Wochen ist jetzt das Erntedankfest her. Meine Familie hatte alles wieder sehr schön mit vorbereitet. so war meine Mutter mit ihrer schönsten Keramikauswahl vertreten, meine Schwester mit Fensterbildern und mein Vater betreute wieder den Imbissstand. Es kamen in diesem Jahr weniger Besucher als sonst, wohl wegen des verlängerten Wochenendes in Brandenburg, dafür hatten wir aber gute und besonders tiefe Gespräche.