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Tagebuch 2006

 

30. Mai 2006

Die Ökokontrollstelle kontrolliert erstmals die Gärtnerei und findet keine Beanstandungen. Das Zertifikat soll noch im Juni kommen. Am selben Abend bahnt sich eine Zusammenarbeit mit dem Biorestaurant Alter Speicher aus Strausberg an.

 

1. Juni 2006

Seit heute läuft das angemeldete Gewerbe. In den jungen Kartoffeln war ein Wildschwein drin. Der Schaden war aber gering. Mit meinem Vater mache ich das Tor sicherer.

 

2. Juni 2006

Letzte Nacht hat es gefroren. Das habe ich noch nie im Juni im Berliner Raum erlebt. Die gesamten Tomaten hat es erwischt. Die nächsten Tage werden es zeigen, ob wenigstens einige Pflanzen sich erholen. 

 

9. Juni 2006

Die Vorbereitungen für die Einweihung sind in vollem Gange. Im alten Bienenwagen ist plötzlich auch viel los: Ein Bienenschwarm hat ein altes Hornissennest in einer Beute in Beschlag genommen. Dort kann ich praktisch nichts für die Tiere tun, sie sind auf sich selbst gestellt. Ich gebe ihnen aber zur Unterstützung regelmäßig Wasser. Vor einigen Tagen hatte ich mir Bienen gewünscht, zur Bestäubung im nächsten Jahr, Honig wollte ich gar nicht. Der Wunsch scheint so in Erfüllung gegangen zu sein.

 

11. Juni 2006

Die Einweihung im Rahmen der Brandenburger Landpartie war ein voller Erfolg, obwohl witterungsbedingt an eine Ernte noch nicht zu denken war. Über 100 Besucher kamen an dem Wochenende. Auch die Märkische Oderzeitung hatte berichtet. Bilder gibt es unter Einweihung.

 

21. Juni 2006

Von der Ökokontrollstelle kam heute das Biozertifikat. Meine Kontrollnummer lautet: D-BB-043-4106 A

 

28. Juni 2006

Zum zweiten Mal wird in dieser Saison das Wasser knapp. Schon 2 Wochen hat es nicht mehr nennenswert geregnet. Unter den Beeten ist es feuchter als unter dem Grasland. Die meisten Pflanzen stehen noch verhältnismäßig gut.

 

Montag, 3. Juli 2006

Als ich heute in der Mitte unter den großen Apfelbäumen die Grasnarbe herausnahm, fand ich einen Kristall, zum ersten Mal in meinem Leben. Ich will herausfinden, was es für einer ist. 

 

Donnerstag, 6. Juli 2006

Seit einigen Tagen zweifelte ich, ob die Bienen in ihrem wild bebautem Honigraum den Winterüberstehen können. Es gibt keine Abschlussscheibe, sie können also nicht warm eingepackt werden. Mit meinem Vater habe ich deshalb heute Vormittag begonnen, das Volk in eine vorbereitete Beute umzusiedeln. Diese Aktion erwies sich als dramatischer Fehlschlag. Nach knapp 2 Stunden brachen wir die Aktion ab. Die herausgeschnittenen Waben waren voller Honig, aber noch unverdeckelt. Sie ließen sich in keinen Rahmen einfügen und liefen sofort aus. Etwa 1000 Bienen ertranken in dem Honig. So etwas habe ich nicht gewollt. Wir sind zum Glück nur gerade so bis zum Brutnest vorgedrungen. Aber einige 100 Larven ließen sich nicht wieder zurück in ihren heimatlichen Stock fügen. Am Nachmittag stellte ich einige Honigwaben zurück. Zum Abschluss hängte ich noch eine Futterwabe und die Deckscheibe ein. Dies und die Tatsache, dass mein Vater lauter alte Kissen aus der Beute entfernte, war das einzig Gute an der ganzen Aktion. Jetzt können sie den doppelten Platz mit Waben voll bauen. Ich frage mich nur, ob sie noch die Zeit bis zum Herbst dafür haben und ob die Honigverluste nicht zu groß sind. Wenigstens kann ich sie jetzt im Winter warm einpacken. Aber Füttern geht bei diesem überwiegenden Wildbau nicht. Ich glaube auch, dass raffinierter Zucker für Bienen genauso schädlich ist, wie für Menschen. Immer wenn ich sie in den letzten Tagen gefragt habe, ob sie bereit für den Umzug sind, kam die ganz leise Botschaft, dass ich ihnen vertrauen soll, dass sie selbst wissen, wie sie über den Winter kommen. Erstaunlich finde ich bei all dem, dass uns während dieser Aktion nicht eine Biene gestochen hat. 

 

Samstag, 8. Juli 2006

Die Bienen arbeiten jetzt tatsächlich in beiden Beuten. Sie pflegen die Brut, die wir nicht mehr in die heimatliche Beute zurückstellen konnten. Sie verteidigen sogar das Futter um die Brut. 

 

Montag, 24. Juli 2006

Wir hatten heute NABU-Versammlung in der Sonnengärtnerei. Die Bienen haben die letzte Wabe schon weit nach oben ausgebaut. Die Linde ist verblüht und noch nicht alle Zellen sind voll mit Honig. Ob sie von den verstreuten Restblüten noch genug Honig eintragen werden? Inzwischen haben alle Bienen den Stock mit den herausgeschnittenen Waben verlassen und auch das Futter mitgenommen. 

 

Montag, 31. Juli 2006

Die Bienen haben jetzt die Wabe an eine Stelle mit der Sichtscheibe verbunden. Ich entschied mich sofort, das zuzulassen. Das bedeutet, dass ich die Scheibe nicht mehr öffnen werde, also den Bienen zutraue, alles im Stock gut zu machen. Aber ich beobachte noch weiter das Treiben durch die Scheibe. Die Bienen arbeiten dabei weiter und scheinen sich durch die Tageslichtmomente nicht gestört zu fühlen. 

 

Mittwoch, 2. August 2006

Seit 6 Wochen ist es nun trocken. Da auch der Brunnen seit Mitte Juli versiegt ist, hole ich Wasser aus 1 km Entfernung in Kanistern mit dem Fahrradanhänger heran. Die Pflanzen sind zwar nicht vertrocknet, aber die Ernte hat sich mindestens bis Mitte August verzögert.

 

Donnerstag, 24. August 2006

Es fallen jetzt so viel Äpfel von den Bäumen, dass ich sie nicht schaffe, sie zu verarbeiten, aber ich ich will sie auch nicht verderben lassen. Deshalb war ich heute zum ersten Mal auf dem Eggersdorfer Wochenmarkt als Verkäufer. Ich habe nur 3,5 kg für insgesamt 3,50 € verkauft. Aber es sind eben auch Falläpfel. Von einigen Kunden kamen Hinweise, dass die Äpfel entweder zu klein oder noch zu grün sind. Nächstes Mal mache ich es besser, schon dafür war die heutige Aktion gut. 

 

Mittwoch, 11. Oktober 2006

Die letzten Wochen waren ein Lehrstück auf dem Gebiet der Geduld. Ich hatte kaum Äpfel verkauft. Gleichzeitig fielen massenhaft Äpfel von den Bäumen. Aber sie waren einfach noch nicht wirklich reif. Einige Leute sagten mir, das wären ganz klar Mostäpfel. Und so brachte ich insgesamt viermal Äpfel in die Biokelterei Bergschäferei (ein Ortsteil von Garzin), etwa 500 kg. Der Saft wird in 5-Literpakete abgefüllt. Das ist für die Kunden gewöhnungsbedürftig. Aber der Saft hält sich ungeöffnet 1 Jahr und geöffnet ohne Kühlung (!) 3 Monate. Das liegt an dem Prinzip der Verpackung. Im Paket befindet sich ein Foliensack mit einem Zapfhahn. So kann man den gesamten Saft zapfen, ohne das Luft in den Sack tritt. Und dadurch bleibt der Saft bis zuletzt so frisch, als wäre er gerade erst geöffnet. Inzwischen sind die ersten Äpfel der Sorte Spartan tatsächlich erntereif. 

 

Dienstag, 31. Oktober 2006

Heute hatten wir Erntedank und Halloween gefeiert. Einst waren diese beiden Begriffe bei den Kelten ein und das selbe Fest. Irgendwie verabschiedete sich der Herbst mit leichtem Sturm und Regen. Aber das Fest konnten wir inklusive Lagerfeuer einigermaßen über die Bühne bringen. 

 

Mittwoch, 1. November 2006

Irgendwie ist es wirklich, als ob mit dem gestrigen Fest der Winter begrüßt wurde. Das ist nämlich die dritte Bedeutung von Halloween. Mir geht seit heute morgen immerzu das Lied von Rudolf das Rentier durch den Kopf. In der Gärtnerei, wo ich mit Susann alles vom gestrigen Fest wieder einsammle, stürmt und schneit es. Die Erntezeit ist vorbei und das Bienenjahr auch. Seit heute fliegen keine Bienen mehr. 

 

Mitte November 2006

Alles hat sich verändert. Ich habe kaum noch Umsatz. Am besten verkauft sich noch der Apfelsaft. Ich frage mich, ob er noch bis zum nächsten Sommer reichen wird. 

Der Winter verabschiedet sich gerade wieder. Sogar die Bienen fliegen wieder. Sie finden auch überall noch etwas Nahrung. Seit einigen Tagen kommt es mir vor, als ob sie mir etwas sagen wollen. Immer öfter finde ich ertrinkende Bienen in der Regentonne. Sollen sie etwa um diese Zeit Wassermangel haben. Ich stelle eine Tränke auf. In kurzer Zeit finde ich auch dort Bienen. Auch sie ertrinken. Mir kommt es vor, als ob sie absichtlich ins tiefere Wasser gehen. Dann sehe ich den Grund: Milben! Die Bienen wollen sich und die Milben ertränken, um das übrige Volk zu schützen. Zwei Bienen umarmen sich im Sterben. Ich fühle mich gerührt und hilflos zugleich. Die Bienen, die ich aus dem Wasser ziehe, krabbeln wieder zurück. Wenn zuviele Bienen von Milben befallen werden, bleiben nicht mehr genug übrig, um sich im Winter gegenseitig zu wärmen. 

Susann macht am Abend mit mir eine Aufstellung. Wir stellen die Bienen und die Milben auf. Dabei entdecken wir einen Zusammenhang zwischen den Bienen und mir. Wenn ich mich schwach fühle, werden auch die Bienen schwächer. Ich muss an meine Borelliose denken. Als sich wieder mein Bild formiert, wie es mit der Gärtnerei weiter gehen soll, werde ich stärker. Neben der lähmenden Angst vor der Milbe wird wieder mein Glaube stärker, dass die Bienen sich erfolgreich gegen die Milben wehren können. In der Aufstellung sterben dann die Milben. Jetzt ist klar, dass wir alle auf dem Gärtnereigrundstück eine Beziehung miteinander aufgebaut haben. 

 

Donnerstag, 21. Dezember 2006

Heute ist mein letzter Arbeitstag in der Gärtnerei im Jahr 2006. Die Weihnachtstage mit ihren familiären Verpflichtungen ringsherum, die Kinder, die ihre Weihnachtsferien bei uns verbringen, Dorothea, die rund um die Uhr Aufsicht braucht. In den letzten Wochen hatten wir insgesamt 4 Regentonnen mit je 300 Litern Fassungsvermögen vergraben. Bis heute habe ich alle 4 Tonnen mit Wasser gefüllt. Gestern haben Samad, mein Vater und ich noch ein warmes Frühbeet gebaut und gefüllt. Mir ist einfach klar geworden, dass das meine einzige Chance ist, frühzeitiger Gemüse zu ernten. In den letzten Wochen habe ich Johannisbeeren gepflanzt, und Himbeeren. Zwischen den Johannisbeeren habe ich Bärlauch ausgesät. Zwischen dem Gras habe ich alten Spargel entdeckt. Heute habe ich noch den letzten Spargel von Quecken und Goldrute befreit. In spätestens zwei Jahren will ich hier Grünspargel ernten.  

An diesem letzten Tag hatte ich den Eindruck, dass die Bäume und Pflanzen und Tiere mich an alles mögliche erinnerten, das noch erledigt werden musste. Plötzlich fiel mir ein, neben den Regentonnen auch die Erde mit Kompost zuzudecken, dass ich im Februar an aufgetaute Erde herankommen würde, wenn ich beginne auszusäen. Später fiel mir noch ein schräger Apfelbaum ein, der unbedingt noch im alten Jahr abgestützt werden musste. Die letzten Äpfel wurden frostsicher weggestellt. Der inzwischen unnötig gewordene Biertisch und eine Bank wurden untergestellt. Irgendetwas sagte mir, dass ich doch die Pumpe abbauen sollte. Vorher versuchte ich noch einmal, Wasser zu pumpen. Es war vergeblich. Der oberste Grundwasserleiter hat sich noch immer nicht erholt. Das Abmontieren war genau richtig. Viel Wasser lief aus der Pumpe. Sie wäre gnadenlos kaputtgefroren. 

Zum Schluss habe ich noch die Regentonnen umgekippt. Nun kann die Gärtnerei ins neue Jahr gehen. Mal sehen, was uns 2007 bringt. 

 

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