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Eine mögliche Weihnacht am Ende aller Zeiten 

23.12.2023

Die Inspiration zur folgenden Weihnachtsgeschichte bekam ich am 21.12.2023 in einem Bericht in der Tagesschau aus Bethlehem im Westjordanland. Als Folge des Krieges zwischen Israel und Palästina bleiben dort in diesem Jahr zu Weihnachten die Touristen weg, die Stadt wirkt wie ausgestorben. Eine beiläufig genannte Wortgruppe erinnerte ich daran, was ich an Israel immer so besonders fand. Die Journalisten Sophie von der Tann sprach von "palästinensischen Christen". Sofort erinnerte ich mich wieder, dass Jesus von Nazareth ja ein Jude war und dass seine Botschaft auf den jüdischen Glauben basiert. Von daher hatte ich immer großen Respekt vor Israel und besonders vor den Juden, die aus tiefstem Herzen ihren Glauben leben. Auch wenn die meisten bis heute Jesus als Christus ablehnen und noch immer auf ihren Messias warten. 

Die palästinensischen Christen sind da weiter, sie leben die Botschaft von Jesus Christus. 

Ich erinnere mich wieder, dass Jesus einmal sagte, wer seine Familie ist. Nicht die Blutsverwandten, sondern die den Willen seines Vaters im Himmel tun. Auch sagt die Bibel im neuen Testament, dass die Nachfolger Jesu Gottes neues auserwähltes Volk sind und dass Israel als letztes Volk der Welt das am Ende aller Zeiten anerkennen wird. 

Auch wenn vieles in der Welt endzeitlich wirkt, weiß ich nicht, ob wir dort schon sind. Ich kann aber nicht anders, als mir jetzt unmittelbar vor der Heiligen Nacht, in der Jesu Geburt gefeiert wird, diesen zukünftigen Zustand vorzustellen. Die folgende Weihnachtsgeschichte ist deshalb mein persönlicher Wunsch, wie es mal werden könnte: 

 

Weihnachten in einer Zukunft in Israel

Es ist der 24. Dezember. In Bethlehem wird wie jedes Jahr die Geburt Jesu gefeiert. 

In Jerusalem sind die orthodoxen Priester zusammen. Einer sagt: "Wenigstens ist es in Bethlehem gerade friedlich." Die anderen schauen ihn verständnislos an und einer sagt zu ihm: "Das stimmt, aber das hat ja nichts mit uns zu tun." 

Der erste Priester schluckt, als wenn er überlegt, ob er weiter redet. Er sieht durchs Fenster fast flehend in Richtung Bethlehem. Er könnte schweigen und die Priester ihre Tagesordnung abarbeiten lassen. Er weiß aber, dass es an der Zeit ist, Farbe zu bekennen. Es kostet ihn Überwindung. 

"Vielleicht hat es mehr mit uns zu tun, als es uns lieb ist." Alle sehen ihn fragend an und so redet er weiter. "Was, wenn Jesu Geburt sogar sehr viel mit uns zu tun hat?" 

Der oberste Priester sagt: "Jesus aus Nazareth war ein Gotteslästerer, der sich selbst als Gottes Sohn bezeichnet hatte. Dafür bekam er zu recht die Höchststrafe." 

"Zu recht?" wendet der erste Priester ein. "Und wenn er nun wirklich der Messias war? Dann warten wir alle heute vergeblich auf den Messias, wenn er schon vor 2000 Jahre da war." 

Einige der anderen Priester werden nun sichtlich verärgert. Andere schweigen nachdenklich. "Damit stellst du unseren gesamten Glauben in Frage? Bist du etwa einer von diesen messianischen Juden?" 
Er antwortet: "Nein und ja. Nein, ich stelle unseren Glauben überhaupt nicht in Frage, Jesus tat das auch nicht. Er sagte doch, er ist nicht gekommen, um Moses Gesetz aufzuheben, er wollte es erfüllen." 
"Und ja, ich glaube an die jüdische Lehre und gleichzeitig glaube ich, dass Jesus unser Messias ist und dass wir tun sollen, was er uns geboten hat." 

Einige der Priester werden entsetzt, es kommt eine große Diskussion auf, die der oberste Priester damit beendet: "Wenn die Dinge so stehen, dann wirst du augenblicklich dieses Haus verlassen. Du gehörst ab sofort nicht mehr zu uns. Wir entziehen dir das Recht, in Synagogen zu predigen." Darauf verlässt der Priester das Haus. 

Anstatt über das nachzudenken, was nun vermutlich alles auf ihn zukommt, geht er zu seinem Freund. Als der ihm die Tür öffnet und ihn ansieht, schluckt er und fragt ihn: "Ist es geschehen? Hast du dich geoutet?" "Ja!" antwortet der nun ehemalige Priester in einer ausgeglichenen Weise, dass jeder sieht, dass eine große Last von ihm gefallen ist. "Komm erst mal rein.", sagt sein Freund. 

Sie sitzen ein paar Minuten zusammen, dann sagt der Priester seinem Freund: "Du kannst dir denken, was ich jetzt von dir will?" "Sprich.", sagte der Freund. 

"Du bist doch in der Regierung. Es ist an der Zeit, der Regierung klar zu machen, dass die aufrichtig und aus tiefstem Herzen glaubenden Christen Gottes neues auserwähltes Volk sind und dass Blutlinien vor Gott keine Rolle mehr spielen." 

Der Freund wird bleich und sagt: "Das kannst du nicht von mir verlangen! Schlimm genug, dass du dir diesen Ärger schaffst, aber lass mich da raus!" 

"Aber die palästinensischen Christen gehören zu unserem Volk, zum Volk Gottes, wir müssen sie respektvoll als die unsrigen behandeln und ihnen die gleichen Lebensrechte hier zugestehen, wie den Juden. Und in deinem Herzen weißt du das längst." 

Als sie sich verabschieden, sagt der Priester zu seinem Freund: "Ich werde deine Entscheidung respektieren, egal wie du sie triffst. Und ich werde für dich beten, dass Gottes Engel dich tragen und schützen, damit du alles gut durchstehst." 

Zwei Tage später also am zweiten Weihnachtsfeiertag der christlichen Welt kommt das Kabinett zusammen. Als sie mit der Tagesordnung durch sind, meldet sich der Freund des Priesters: "Ich habe noch was auf dem Herzen." Als er die Aufmerksamkeit des Kabinetts hat, fährt er fort: "Wir als Regierung von Israel sollten Jesus aus Nazareth als unseren Messias ankennen und damit die Christen in unserem Land als Teil unseres Volkes." Einige Augenblicke schweigen alle betreten. Dann sagt der Regierungschef: "Du weißt, dass wir das nicht können und das Jesus unmöglich unser Messias gewesen sein konnte, sonst hätte er uns vor 2000 Jahren schon von der römischen Besatzung befreit und unser Volk wäre nie zerstreut worden." 
Der Freund des Priesters antwortet dem Regierungschef: "Jesus sagte dazu auch immer wieder: Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Und hat er nicht die Zerstörung des Tempels 40 Jahre vorher vorausgesagt? Er sagte damals: Hier wird kein Stein auf dem anderen bleiben." 

Der Regierungschef antwortet: "Das widerspricht allem, woran wir glauben!" 

"Tut es das?" wendet ein anderes Kabinettsmitglied ein. "Machen wir uns doch nichts vor: Viel mehr Menschen in unserem Land erkennen längst, dass nur Jesus unser Messias gewesen sein konnte und dass seine Hinrichtung am Kreuz einer der schlimmsten Fehler unserer Vorfahren war, denn Gott hatte einen ganz anderen Plan mit ihm und unserem Volk." 
"Warum hat Gott das dann damals zugelassen?" fragt ein anderer. "Vermutlich, weil er uns die Freiheit gelassen hat, auch schlimmste Fehler zu machen.", meint ein weiteres Regierungsmitglied. "Und weil wir aus Fehlern besser lernen können als aus Erfolgen, auch aus den Fehlern unserer Vorfahren. Deshalb ist eine gewissenhafte Aufarbeitung unserer Geschichte so wichtig." 

Dann meldet sich anderes Kabinettsmitglied zu Wort: "Es stimmt, ich glaube das auch schon lange, und es ist an der Zeit, dass ich das auch endlich zugebe. Ich habe mich das bis jetzt nicht getraut." Und weitere Mitglieder der Regierung sagen ähnliches. 

Der Regierungschef merkt, dass er überstimmt wird und kann nichts dagegen machen. Es wird noch etwa eine halbe Stunde über das Thema geredet. Dann treffen alle einen Beschluss: 

"Ab sofort behandeln wir alle Palästinenser wie die unsrigen. Wir stehen uns im Glauben näher, als wir es bis jetzt dachten. Wer uns weiter angreift, wird nach wie vor bekämpft, aber wer mit uns in Frieden leben will, ist ab sofort frei und darf überall in unserem Land leben. 

Wir hören ab sofort auf, die palästinensischen Gebiete anzugreifen. Unsere Siedlungen bleiben stehen, die Siedler müssen sich auf das zugesagte Bleiberecht verlassen können. Aber sie müssen friedlich mit den Palästinensern leben. Im Gegenzug erhalten die Palästinenser das Recht, sich überall in unserem Land anzusiedeln, so lange sie das friedlich tun. Wir werden wieder in Frieden miteinander leben wie bis vor 1914.

Das Existenzrecht unseres Staates Israel darf wie bisher nicht in Frage gestellt werden. Wer es tut oder sogar unsere Vernichtung plant, wird angemessen bestraft. Im Gegenzug stellen wir das Lebensrecht der hier seit über hundert Jahren lebenden Nichtjuden nicht mehr in Frage. Wir kommen nur gemeinsam zum Frieden." 

Das wäre ein finales Weihnachten im Sinne des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes im Land, wo alles angefangen hat. 

Andreas Hinz 

 

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